In einem vor allem in der zweiten Halbzeit turbulenten Heimspiel musste sich der BSC Hastedt am vergangenen Sonntag dem TSV Wulsdorf aus Bremerhaven mit 3:5 (2:1) geschlagen geben. Dabei war Hastedt während der ersten Hälfte eigentlich souverän auf der Siegesstraße unterwegs.

Der BSC Hastedt hatte am vergangenen Sonntag den TSV Wulsdorf am heimischen Jakobsberg zu Gast. Die einzige Mannschaft der Liga aus Bremerhaven reiste völlig zurecht mit breiter Brust nach Bremen, schließlich hatte Wulsdorf in diesem Kalenderjahr noch keinen einzigen Punkt abgeben müssen und war wenige Tage zuvor im Viertelfinale des Lotto-Pokals nur sehr knapp mit 1:2 an der Bremen-Liga-Spitzenmannschaft SG Aumund-Vegesack gescheitert.

Umso überraschender war es da wie stark der BSC Hastedt in diese Partie startete. Nach einem Foul beförderte Mohamed Fakhro den nun fälligen Freistoß in den Strafraum von Gäste-Keeper Nico-Marcel Palm. Nach kurzem allgemeinen Gestocher landete die Kugel bei Kevin Walker, der den Ball zum 1:0 für den BSC Hastedt ins Netz beförderte (5. Minute). Nur wenige Minuten später hatte Walker sogar das 2:0 auf dem Fuß, scheiterte jedoch knapp. Die Gäste aus Bremerhaven versuchten den Druck zu erhöhen, hingen aber immer wieder im Hastedter Abwehrbollwerk fest. Diesen Verteidigungsriegel konnte Wulsdorf erst nach etwas mehr als 20 Minuten knacken: ein Freistoß von Kapitän Jan Karstens wurde zur Ecke geklärt. Die fand daraufhin Egor Mironenko, der den Ausgleich zum 1:1 erzielte (25. Minute). Das Spiel wurde nun zunehmend rustikaler, die Anzahl der Fouls, die von Schiedsrichter Dennis Walerianczyk geahndet werden mussten, erhöhte sich zunehmend. Die Hitzigkeit gipfelte zehn Minuten vor der Pause in einer ersten Rudelbildung, die vom Referee nach wenigen Augenblicken noch mit mahnenden Worten aufgelöst werden konnte. Den Schlusspunkt unter diese erste Hälfte setzte dann wieder der BSC Hastedt auf sportliche Weise: ein Eckball konnte von der Wulsdorfer Defensive nicht geklärt werden. Das ballführende Spieler-Kuddelmuddel nährte sich immer mehr der Wulsdorfer Torlinie, bis schlussendlich Gäste-Verteidiger Mahmut Gündogdu das Pech hatte den Ball ins eigene Tor abzufälschen (45. Minute).

Der BSC Hastedt hatte eine starke erste Halbzeit gezeigt, war konzentriert und effektiv zu Werke gegangen und hatte vor allem mit seiner sauberen Defensivarbeit dem TSV Wulsdorf das Leben schwer gemacht. Die Gäste agierten bis zu diesem Zeitpunkt überraschend ideenlos, was natürlich auch der Trainerin Nicole Klockmann nicht gefiel: ihre Halbzeitansprache in der Kabine fiel so laut aus dass man sie selbst bei geschlossenen Türen noch außerhalb des Kabinengebäudes wahrnehmen konnte. Klockmann war es auch die als erste einen Spielertausch vornahm: mit Wiederanpfiff schied Arian Schulz aus der Partie aus, für ihn kam Pascal Guscic ins Spiel.

Dem Verfasser dieser Zeilen ist nicht bekannt was genau Frau Klockmann ihrer Mannschaft während der Halbzeitpause mitgeteilt hat, doch was immer es war, es entfaltete bereits wenige Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit seine Wirkung. In der 50. Minute schob David Weber den Ball durch die Hastedter Abwehr hindurch zum sträflich allein gelassenen Anatolij Mironenko, der zum erneuten Ausgleich für den TSV Wulsdorf traf. Hastedt hatte sich von diesem Treffer noch nicht erholt, da klingelte es erneut: Anatolij Mironenko beförderte den Ball zu Augusto Jesus Correia Nguema, der traf zur 2:3-Führung für die Gäste (51. Minute). BSC-Trainer Safak Dinkci reagierte und brachte zwei neue Kräfte: für Fehim Eryilmaz und Mohamed Fakhro war Feierabend, ihre Posten übernahmen Roy Kanagarajah und Neuzugang Hassan Achour (54. Minute). Die Trikots dieser beiden waren noch nicht ganz angeschwitzt, da wurde es zum ersten Mal farbig: Khalil Maarouf sah nach einem Foulspiel die erste gelbe Karte des Spiels (56. Minute). Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand wie viele Karten noch folgen sollten. Für Maarouf war es auch noch die fünfte gelbe Karte in dieser Saison, er wird am kommenden Freitag beim ATS Buntentor zusehen müssen.

Hastedt agierte nun fahriger, die leichtfertigen Ballverluste häuften sich, der Frustpegel stieg. Die Folge: Wulsdorfs Mahmut Gündogdu machte seinen unfreiwilligen Fehler aus der ersten Halbzeit wieder wett und traf nach Vorarbeit von Jan Karstens zum 2:4 (58. Minute). Für den Torschützen war kurz nach diesem Treffer Schluss, er wurde in der 62. Minute durch Binar Murad ersetzt. Auch der BSC Hastedt nahm einen weiteren Wechsel für: der gelb-rot-gefährdete Khalid Maarouf wurde ausgewechselt, für ihn brachte BSC-Coach Dinkci mit Damir Begic einen weiteren Stürmer (66. Minute). Und der erledigte auch prompt seinen Job uns verkürzte den Rückstand seines Teams nur drei Minuten nach seiner Einwechslung auf 3:4.

Die Hitzigkeit, die sich gegen Ende der ersten Halbzeit bereits dezent angedeutet hatte, brach sich in der Schlussphase dieser Partie immer stärker Bahn. Der BSC Hastedt verspielte seinen guten Eindruck aus den ersten 45 Minuten leider akut dadurch, dass immer mehr Energie und Konzentration in Provokationen, sich provozieren lassen und Diskussionen mit dem Schiedsrichtern verschwendet wurde. Schiedsrichter Walerianczyk hatte zunehmend Probleme die Partie im Griff zu behalten; was folgte war eine regelrechte Kartenflut. Erst sah Hastedts Kapitän Ismail Altinisik wegen Reklamierens die gelbe Karte (72. Minute), dann nach eine Foul von Eray Derin, rasselten zahllose Spieler zur nächsten Rudelbildung zusammen. BSC-Angreifer Ali Cetin sah innerhalb einer Minute erst gelb, dann gelb-rot, bei Wulsdorf wurde Miguel Abaga Ntutumu Oyono verwarnt (alle in der 74. Minute).

Doch das beruhigte die Partie nicht, ganz im Gegenteil. In den folgenden 25 Minuten (denn es gab zehn Minuten Nachspielzeit) folgten noch zahlreiche weitere gelbe Karten (siehe Übersicht unten), darunter für die Trainer beider Mannschaften, und auch noch zwei weitere Platzverweise: zunächst flog Hastedts Eray Derin nach einer dritten Rudelbildung in der vierten Minute der Nachspielzeit nach einem verbalen Ausraster mit glatt Rot vom Platz. Vier Minuten später, mittlerweile die achte Minute der Nachspielzeit, kam es zur vierten Rudelbildung, bei der sogar einige Hastedter Spieler, die an jenem Tag nicht im Kader waren und die Begegnung als Zuschauer verfolgten, mit aufs Spielfeld rannten, was den Ordnungsdienst zum Eingreifen zwang. In der Folge dieser Lage kassierte Hastedts Kapitän per gelb-roter Karte den dritten Platzverweis des Tages. „Wir haben heute gegen zwölf Mann verloren!“, brüllte er in Richtung des Schiedsrichters, während er das Spielfeld verließ. Nachdem der in der 71. Minute eingewechselte Raymond-Valentin Marginean dann in der neunten Minute der Nachspielzeit auch noch das 3:5 für den TSV Wulsdorf erzielte war die Partie beendet.

Hastedt hat sich heute selbst geschlagen. Der akute Verfall von Disziplin, Sportlichkeit und teilweise leider auch Anstand im Laufe der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft vom Jakobsberg an jenem Sonntag sowohl drei Punkte als auch jede Menge Ansehen gekostet. Erstaunlich viele Spieler ließen sich erstaunlich leicht von Nichtigkeiten provozieren, was der TSV Wulsdorf natürlich effizient ausnutzte. So geht der BSC nun mit gleich vier gesperrten Spielern ins schwere Auswärtsspiel beim ATS Buntentor am kommenden Freitag.

 

 

STATISTIKEN

 

Torschützen:

1:0 Kevin Walker (5. Minute, Vorarbeit unbekannt, 2. Tor in dieser Saison), 1:1 Egor Mironenko (25′, Arian Schulz, 4.), 2:1 Mahmut Gündogdu (45′, Eigentor), 2:2 Anatolij Mironenko (50′, David Weber, 2.), 2:3 Augusto Jesus Correia Nguema (51′, Anatolij Mironenko, 7.), 2:4 Mahmut Gündogdu (58′, Jan Karstens, 5.), 3:4 Damir Begic (69′, unbekannt, 1.), 3:5 Raymond-Valentin Marginean (90’+9, Augusto Jesus Correia Nguema, 1.).

 

Personal:

BSC Hastedt:
Eingesetzte Spieler: Safa Kilic – Seran Ceylan, Eray Derin, Fehim Eryilmaz (54′ Roy Kanagarajah), Khalil Maarouf (66′ Damir Begic) – Ismail Altinisik ©, Mohamed Fakhro (54′ Hassan Achour), Semin Memedi, Umut Topcu (85′ Emir Güven) – Ali Cetin, Kevin Walker.
Nicht eingesetzte Reservespieler: Pascal Jalloh (Torwart), Arda Erkan Güven.
Teamoffizielle: Safak Dinkci (Trainer), Mehmet Dinkci (Trainerassistent), Murat Özbek (Trainerassistent), Ramazan Amil (Betreuer).

TSV Wulsdorf:
Eingesetzte Spieler: Nico-Marcel Palm – Dominik Hucke (71′ Raymond-Valentin Marginean), Egor Mironenko (71′ Yannick Schult), David Weber – Augusto Jesus Correia Nguema, Mahmut Gündogdu (62′ Binar Murad), Jan Karstens ©, Anatolij Mironenko, Miguel Abaga Ntutumu Oyono, Arian Schulz (46′ Pascal Guscic) – Melvin Ertug Barth.
Nicht eingesetzte Reservespieler: Vatan Kirhan (Torwart), Julian Marginean.
Teamoffizielle: Nicole Klockmann (Trainerin), Lutz Stürcken (Mannschaftsverantwortlicher), Lukas Kretschmann (Trainerassistent), Eric Brunner (Torwarttrainer), Marcel Lehmann (Betreuer).

 

Disziplinarisches:

Schiedsrichter: Dennis Walerianczyk (SV Werder Bremen). – Assistenten: Vincent-Benedict Wagener (Bremer SV), Julian Lorenzen (SV Werder Bremen).

Gelbe Karten: Khalil Maarouf (56. Minute, Foulspiel, 5. gelbe Karte in dieser Saison/gesperrt), Ismail Altinisik (72′, Unsportlichkeit), Ali Cetin (74′, Unsportlichkeit), Safak Dinkci (78′, Unsportlichkeit, 2.), Eray Derin (86′, Foulspiel), Damir Begic (89′, Unsportlichkeit, 2.), Emir Güven (90’+7, Unsportlichkeit, 1.), Murat Özbek (90’+8, Unsportlichkeit, 3.) – Miguel Abaga Ntutumu Oyono (74′, Unsportlichkeit, 1.), Raymond-Valentin Marginean (87′, Unsportlichkeit, 1.), Augusto Jesus Correia Nguema (88′, Unsportlichkeit, 1.), Anatolij Mironenko (90’+7, Unsportlichkeit, 2.), Nicole Klockmann (90’+8, Unsportlichkeit, 2.).
Gelb-Rote Karten: Ali Cetin (74′, Unsportlichkeit, 1.), Ismail Altinisik (90’+8, Unsportlichkeit, 1.).
Rote Karte: Eray Derin (90’+4, Unsportlichkeit, 1.).

 

Sonstiges:

Spieltermin: Sonntag, 2. April 2023, Anpfiff 15:00 Uhr.
Spielort: Sportanlage am Jakobsberg (Kunstrasenplatz), Hastedter Osterdeich 225, 28207 Bremen.
Zuschauer: 35.

Abseits: 1:3. – Ecken: 6:5. – Fouls: 23:12. – Torschüsse: 7:9.

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